In seiner aktuellen Ausgabe berichtet das Magazin medizin & technik – Ingenieurwissen für die Medizintechnik als Titelthema unter der Überschrift „Roboter mit Gefühl - Sensorik und KI machen den Pflegeroboter empathisch“ (Seiten 36-40) über das am SWZ beheimatete Forschungsprojekt Kognitiv und Empathisch Intelligente Kollaborierende Roboter (KEIKO).
Im Rahmen des KEIKO-Projektes wird untersucht, wie die Zusammenarbeit von Menschen und Robotern weiterentwickelt werden kann. Konkret geht es darum, dass Roboter die Intentionen von Menschen besser erkennen sollen: Ist der Mensch gerade aufmerksam und kann gefahrlos ein Werkzeug übernehmen? Hat der Mensch einen entgegenkommenden Service-Roboter bereits wahrgenommen und weicht ihm aus oder muss der Roboter anhalten, um eine Kollision zu vermeiden?
Diese und ähnliche Fragen sind momentan in der industriellen Anwendung hochaktuell. Während in der Großserienfertigung seit langem Industrieroboter in abgeschirmten Bereichen, in denen keine Interaktion mit Menschen stattfinden muss, arbeiten, befindet sich die robotische Unterstützung in Bereichen, die nicht vollständig automatisiert werden können, erst in der Erprobungsphase. Ein klassisches Beispiel sind Demontageanlagen z.B. von Traktionsbatterien von Elektroautos. Hier wird die Kraft eines Roboters benötigt; gleichzeitig aber auch die Flexibilität eines Menschen. Für eine effiziente und sichere Arbeit müssen sich beide perfekt ergänzen. Um derartige Szenarien praxisnah nachbilden zu können, nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KEIKO-Projektes einen vom SWZ bereitgestellten kollaborativen Roboter (Kobot).
In dem medizin&technik-Artikel wird primär der Aspekt des Robotereinsatzes im Service-Bereich – konkret in Krankenhäusern und Pflegeheimen beleuchtet. Roboter können beispielsweise ausdauernd Tabletts mit Essen aus der Kantine holen und zu den Patienten bringen und so die Pflegekräfte von dieser eintönigen, auf Dauer anstrengenden und zeitraubenden Arbeit befreien, so dass sie mehr Zeit für die tatsächliche Pflege ihrer Patienten haben. Die Navigation in einem bekannten Gebäude stellt für einen Service-Roboter kein Problem dar. Sehr wohl jedoch die unvorhergesehenen Hindernisse in Form von Personen, die sich auf den Fluren bewegen. Während es für zwei Menschen kein Problem ist, sich gegenseitig auszuweichen, stellt es für einen Roboter eine große Herausforderung dar zu erkennen, ob das Gegenüber durch sein eigenes Verhalten evtl. schon signalisiert, dass es den Roboter gesehen hat und passend nach links oder rechts ausweicht (und dann von dem Roboter erwartet, dass er entsprechend in die andere Richtung ausweicht). Zum einen durch eine alternde Gesellschaft und zum anderen durch die mittlerweile bedingt durch Fahrzeug-Assistenzsysteme und aus Smartphones bekannte Sensoren (multimodale Sensorik) verfügbarer technischer Infrastruktur stellt die Erforschung der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine eine wichtige Komponente zur Weiterentwicklung der Robotik dar.
Das KEIKO-Projekt baut auf den Vorarbeiten aus dem SWZ-intern finanzierten HerMes-Projekt (Heterogene Mensch-Maschine-Teams) auf. An KEIKO sind Wissenschaftler der Universitäten Clausthal, Göttingen sowie Duisburg-Essen beteiligt. KEIKO wird seit Januar 2023 mit insgesamt 1,77 Mio. Euro über das SPRUNG-Programm des Landes Niedersachsen gefördert.